Die Schafe und Ziegen, die bei Schäfer Fritz Kolecki im Erlenbruch stehen, haben eine besondere Aufgabe. Sie werden für die Landschaftspflege eingesetzt und halten auf öffentlichen Grünflächen das Kraut und die aufschießenden Büsche im Zaum. Zurzeit sind die Tiere tragend: Die ersten Osterlämmer sind bereits geboren worden und erkunden nun ihre Welt. Drei große Herdenschutzhunde passen auf, dass der Wolf auf Abstand bleibt.
Ach, wie niedlich ist das denn! Lauter kleine weiße und schwarze Lämmer liegen neben ihren Müttern im Stroh. Sobald die Schafe aufstehen, suchen die ewig hungrigen Lämmer sofort nach einer Zitze, um Milch zu saugen.
Schäfer Fritz Kolecki (22) hat an die 200 Schafe und Ziegen im Erlenbruch zu stehen. Einmal am Tag kommen sie an die frische Luft, während der Stall ausgemistet und sauber gemacht wird. Auch frisches Heu wird in der Pause eingebracht: “Unsere Tiere sind alle tragend, wir haben jetzt Tag und Nacht damit zu tun, die Schafe und auch ein paar Ziegen durch die anstehende Geburt zu begleiten. Die Schafe und ihr Nachwuchs werden zunächst einzeln gehalten, bis die Mutter-Kind-Bindung klar ausgebildet ist, anschließend kommen sie zu einer Mutter-Kind-Gruppe, wo sie wieder mehr Platz haben. Die Schafe bekommen ein oder zwei Junge, drei sind sehr selten, vier hatte ich noch nie.”
Die niedlichen Osterlämmer sind sicher vor den Kochtöpfen der Havelländer. Vor allem die Weibchen werden später für die Landschaftspflege eingesetzt, etwa in der Solinger Straße in Falkensee. Bei den Böcken gehen einige an andere Schäfer, um den Gen-Pool auf diese Weise aufzufrischen und Inzucht zu vermeiden.
Aber natürlich werden einzelne Tiere auch an den Schlachter verkauft. Das klassische Osterlamm, das im Restaurant auf den Teller kommt, ist aber schon ein Jahr alt. Viele Menschen glauben immer noch, dass die frisch geborenen Lämmer sofort verwertet werden. Fritz Kolecki, der seine eigene kleine Schafherde mit der großen Herde seines im letzten Jahr verstorbenen Vaters Olaf Kolecki zusammengeführt hat: “Für uns Schäfer ist die Landschaftspflege die wichtigste Geldeinnahmequelle. Damit sind wir auch sehr zufrieden. Von der Wolle kann man heute nicht mehr leben, damit lässt sich leider kein Geld verdienen. Wir ziehen die Mutterschafe groß, behalten die besten Böcke, der Rest der Schafe verlässt uns leider.”
An der Seite von Fritz Kolecki steht seine Freundin Lisa Tritscher (24), die ihr Studium der Sozialen Arbeit im April abschließt und vor der Begegnung mit Fritz noch gar nichts mit der Landwirtschaft zu tun hatte. Sie sagt: “Inzwischen kann ich nicht mehr ohne Schafe.”
Sie kümmert sich auch leidenschaftlich gern um Lämmer, die von ihren Müttern nicht angenommen werden und deswegen mit der Flasche aufgezogen werden müssen: “Noch haben alle Schafe ihre Lämmer angenommen. Aber es sind in jedem Jahr Lämmer dabei, die wir dann von Hand aufziehen. Sie sind anschließend ganz zahm, man entwickelt doch eine ganz besondere Bindung zu ihnen.”
Im Stall haben es die Tiere warm und trocken. Im Freien könnte man sie nicht unbewacht lassen. Fritz Kolecki, der noch 23 Stunden in der Woche in einem anderen Beruf arbeitet und im Bereich der Haustechnik eingesetzt wird: “Wir haben bei uns drei Herdenschutzhunde, die mit den Schafen leben und die Herde mit ihrem Leben verteidigen würden. Der Wolf ist in Brandenburg inzwischen überall angekommen, der verschont auch Schönwalde-Glien nicht. Anfang Februar war der Wolf schon einmal bei uns gucken. Aber unsere Hunde sind total aufmerksam, die hören und wittern jeden Menschen, jeden anderen Hund und erst recht jeden Wolf, der sich nähert. Ich finde, der Wolf ist ein tolles Tier. Wenn er aber unsere Weidetiere bedroht, dann mag ich den Wolf nicht mehr. Zumal er leicht in einen Blutrausch gerät und dann dreißig, vierzig Tiere tötet. Der Stall erlaubt es uns aber natürlich auch, die Tiere besser im Blick zu behalten. Hier sehen wir, ob die Osterlämmer richtig trinken und richtig versorgt werden. Das wäre draußen auf der Fläche nicht so leicht.”
Ganz egal, ob Skudden, Pommern, Bentheimer oder der Nachwuchs aus einer Merino-Kreuzung: Gleich nach der Geburt versuchen die Lämmer bei ihren Müttern zu trinken. Erst nach einer Woche beginnen sie damit, zaghaft am Heu zu knabbern. Dabei machen sie ihren Müttern alles nach und lernen durch Beobachtung. Fritz Kolecki, der so gut wie alle Flächen, die sein Vater zuvor mit den Tieren beweidet hat, auch weiterhin pflegen wird: “Nach drei bis vier Wochen nehmen die Lämmer bereits hauptsächlich feste Nahrung zu sich. Nach draußen dürfen die Lämmer aber trotzdem erst, wenn sie aus dem Gröbsten raus sind. Nach 120 Tagen trennen wir die Lämmer von den Mutterschafen. Dann ist aber auch die Bindung schon nicht mehr so eng.”
Am 15. Februar ging es in diesem Jahr los mit der Geburt der Osterlämmer, also genau einen Tag nach dem Valentinstag. Fritz Kolecki: “Wir rechnen mit 150 Lämmern. Wir sind den ganzen Tag vor Ort. Nachts fahren wir auch noch einmal gucken, morgens sind wir ab halb sechs wieder da. In der Regel geht auch alles gut. Eine Ziege ist uns allerdings bei der Geburt verstorben, ihr Becken war zu schmal. Da kann auch der Tierarzt nichts mehr machen. Wir können sie nicht alle retten.”
Ein Lämmergucken für alle, wie das ansonsten zu Ostern fast schon Tradition war im Erlenbruch, wird es in diesem Jahr nicht geben. Fritz Kolecki: “Das Wetter ist einfach fürchterlich, alle Flächen sind nass und matschig. Wenn viele Besucher mit dem Auto kommen, bleibt von unserem Hof nur eine Schlammwüste übrig. Wir hoffen auf das nächste Jahr.”
Klar ist schon jetzt nach langer Diskussion um den Erlenbruch: Der Schäfer muss seinen Stall aufgeben und umziehen. Fritz Kolecki: “Wir haben bereits eine neue Fläche gefunden, an die wir umziehen können. Ein Problem ist nur, dass hier noch kein Stall steht. Er muss erst noch gebaut werden. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 216 (3/2024).
Der Beitrag Die Osterlämmer sind da: Zu Besuch bei Schäfer Fritz Kolecki im Erlenbruch! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).